Telekom-Branche Schweiz: Warum der Federer-Spot keine Kundenbindung schafft
Jeder kennt es: Der Internetanschluss stockt, die Verbindung bricht ab – ausgerechnet jetzt, wo man mitten in einem wichtigen Call steckt oder die Lieblingsserie im spannendsten Moment pausiert. Die Frustration ist unmittelbar. Und mit ihr der Gedanke: «Dafür bezahle ich? Vielleicht ist es Zeit, den Anbieter zu wechseln …»
In diesem Artikel erfährst du:
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Warum Markenbindung nicht durch Aufmerksamkeit, sondern durch Verlässlichkeit entsteht.
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Welche emotionalen Motive hinter dem Anbieterwechsel in der Telekommunikation stecken.
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Was erfolgreiche Marken wie Swisscom anders machen – und wo andere aufholen müssen.
In Momenten der Frustration spielt es keine Rolle, ob Roger Federer oder Gülsha dein Telekom-Unternehmen in Szene setzen. Charmant? Absolut. Unterhaltsam? Sicher. Aber entscheidend ist etwas anderes: Funktionierende Leistung. Ein verlässlicher Service. Eine Marke, die hält, was sie verspricht.
Die stille Krise der Schweizer Telekommunikationsbranche
Nach aussen wirkt der Markt lebendig – geprägt von Innovation, Wettbewerb, ständig neuen Angeboten. Doch unter dieser Oberfläche zeigen sich deutliche Risse. Kund:innen wechseln häufiger denn je. Sie vergleichen Angebote, testen neue Player, lassen sich nicht mehr durch Werbeversprechen beruhigen. Die langfristige Kundenbindung? Oft ein Nebenschauplatz.
Und das zeigen die Zahlen. Mehr als die Hälfte der Schweizer Bevölkerung hat in den letzten fünf Jahren den Anbieter gewechselt – ein historischer Tiefpunkt. Die Langzeitbindung, einst selbstverständlicher Bestandteil der Branche, ist zur Ausnahme geworden.
Prozentsatz der Kunden, die seit über 5 Jahren beim gleichen Anbieter sind

Der Vibe allein schafft keine Stabilität
Während grosse Marken um Aufmerksamkeit buhlen, stellen ihre Kund:innen längst andere Fragen: Ist mein Netz zuverlässig? Bekomme ich Hilfe, wenn es drauf ankommt? Fühle ich mich als Kund:in ernst genommen? Was zählt, sind nicht Versprechen, sondern Erfahrungen. Nicht bunte Plakate, sondern reibungslose Prozesse. Die Entscheidung, zu bleiben – oder zu gehen – ist selten rational. Sie ist emotional und fällt oft dort, wo Erwartungen enttäuscht wurden.
Unser Insights-Kollegen Philipp und Thomas haben die Kund:innen der Schweizer Telekom-Branche analysiert – nicht oberflächlich, sondern auf der Ebene emotionaler Bedürfnisse. Und die Gründe für den Anbieterwechsel sind deutlich: Die Menschen suchen nicht nach dem nächsten Schnäppchen, sondern nach einem Anbieter, der zuhört. Der erreichbar ist. Der liefert.

Unter den etablierten Anbietern gelingt es Swisscom vergleichsweise gut, zentrale Bedürfnisse wie Sicherheit, Zuverlässigkeit und Kundenservice überzeugend zu bedienen. Das Markenprofil trifft hier spürbar den Nerv der Kund:innen – ein klarer Vertrauensanker. Salt und Sunrise hingegen punkten vor allem über Image und Innovationskraft. Sie wirken modern, dynamisch, zukunftsorientiert. Doch genau dort, wo Kund:innen Stabilität und Nähe erwarten – bei Netzperformance, Servicequalität und Verlässlichkeit – zeigen sich deutliche Lücken.
Markenerfolg entsteht nicht im Angebot – sondern in der Haltung
Wer sich nur auf den Vertragsabschluss konzentriert, bleibt austauschbar. Viele Telekom-Marken betreiben keine Markenkultur – sie führen eine Sales-Organisation. Dabei wissen alle: Kund:innen zu gewinnen ist um ein vielfaches teurer, als bestehende Kund:innen zu pflegen und zu halten. Es geht nicht darum, kurzfristig Tarife zu verkaufen. Es geht darum, ein Versprechen zu halten – und es Tag für Tag zu bestätigen.
«Die Kunst des Marketings ist die Kunst der Markenentwicklung. Wenn Sie keine Marke sind, sind Sie eine Ware. Dann ist der Preis alles und der Billigproduzent ist der einzige Gewinner.»
Was eine Marke erfolgreich macht, ist nicht die Lautstärke ihrer Kampagnen, sondern die Tiefe ihrer Beziehung zu den Menschen, die ihr vertrauen sollen. Die entscheidende Frage lautet also: Wo zahlt dein Markenversprechen wirklich auf die Bedürfnisse deiner Kund:innen ein – und wo greift es ins Leere? Genau hier setzen wir an. Mit messerscharfen Insights, klaren Analysen und einem strategischen Blick auf das, was zählt: eine starke Customer Experience.
*Die Zahlen hinter der Entwicklung: Anbieterwechsel in Rekordhöhe
Die Kundenbindung im Schweizer Mobilfunkmarkt nimmt ab, gleichzeitig zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Anbietern. Während der Markt insgesamt dynamischer wird, gelingt es einigen Unternehmen besser, ihre Kund:innen langfristig zu halten.
Mehr als die Hälfte der Schweizer Bevölkerung hat in den letzten fünf Jahren den Mobilfunkanbieter gewechselt – ein historischer Tiefpunkt in der Kundenbindung. Während 2015 nur 32% der Kund:innen innerhalb dieses Zeitraums wechselten, sind es 2024 bereits 52%.
Grund dafür ist ein zunehmend dynamischer Markt mit aggressiven Promotionsangeboten und wachsendem Wettbewerb. Erstmals fällt der Anteil der Kund:innen, die ihrem Anbieter länger als fünf Jahre treu bleiben, unter die symbolische 50%-Marke.
Diese Erkenntnisse stammen aus einer aktuellen Studie von bonus.ch, einem unabhängigen Schweizer Vergleichsportal. Als neutrale Plattform analysiert bonus.ch seit Jahren den Telekommunikationsmarkt auf Basis repräsentativer Umfragen und klar dokumentierter Daten.
Quelle: bonus.ch, Mobilfunktelefonie-Studie 2024.
Auch die durchschnittliche Vertragsdauer zeigt den Trend zur sinkenden Kundenbindung: Immer weniger Mobilfunkkund:innen bleiben ihrem Anbieter langfristig treu. Der Anteil derjenigen mit über fünf Jahren Zugehörigkeit ist rückläufig.
Swisscom-Kund:innen zeigen sich besonders loyal: Anfang 2024 waren rund 82% bereits seit über fünf Jahren beim Anbieter. Zum Vergleich: Bei Sunrise lag dieser Anteil bei knapp 47%, bei Salt sogar nur bei 43%. Die Statistik zeigt deutlich, wie unterschiedlich die Kundenbindung zwischen den Anbietern ausfällt.
Quelle: Statista, Zugehörigkeitszeit von Mobiltelefonie-Kunden bei einem Anbieter in der Schweiz, abgerufen am 27. März 2025.